Maerker - Melden Sie hier Straßenschäden und defekte Straßenbeleuchtungen

„Raum der Stille“ und „Haus der Begegnung“ in Wolletz offiziell eingeweiht

„Raum der Stille“ und „Haus der Begegnung“ eingeweiht

Ortsteil Wolletz um zwei „Schätze“ reicher

Angermünde, 25.11.2021 

Im Angermünder Ortsteil Wolletz wurden am 22. November zwei ganz besondere Bauprojekte eingeweiht: das „Haus der Begegnung“ und der „Raum der Stille“, die beide nur einen kurzen Fußweg voneinander entfernt liegen und allen Gästen sowie Einwohnern ab sofort zur Verfügung stehen. Bei dem „Raum der Stille“ handelt es sich um einen öffentlich zugänglichen interkonfessionellen Andachtsraum. Es ist eine begehbare Skulptur des Berliner Architekten Prof. Jan Kleihues, die an einer Lichtung am Ufer des Wolletzsees erbaut wurde. Der dort geschaffene Raum soll für alle Religionen die nötige Atmosphäre von Ruhe und Andacht bieten, einen „Raum der Stille“. Das „Haus der Begegnung“ ist die neue gemeinschaftliche Mitte des Dorfes und soll zukünftig für vielfältige Veranstaltungen und Treffen genutzt werden. Bürgermeister Frederik Bewer, Architekt Prof. Jan Kleihues, Unterstützer und Unternehmer Dr. Hugo Fiege mit Familie, Ortsvorsteherin Kristina Wendt und weitere Baubeteiligte sowie Anwohner weihten die beiden Objekte mit vielen Worten der Dankbarkeit und Freude ein.

„Bei der Entwicklung des Dorfes haben wir alle gemeinsam einen ganz ganz großen Schritt nach vorne gemacht“, so Dr. Hugo Fiege, der das Projekt von Anfang an mit seiner Frau Lisa Fiege unterstützte. Und davon konnten sich alle Gäste selbst überzeugen. Begangen wurde die Einweihung im ersten Teil direkt am Ufer des Wolletzsees, vor dem neuen „Raum der Stille“, einem verklinkerten Objekt mit zwei offenen Eingängen. Im Inneren des Bauwerks findet man einen Raum mit Blick auf das darüber liegende Blätterdach der umstehenden Bäume sowie eine kleine Birke, die direkt in den Raum gepflanzt wurde. Architekt Jan Kleihues war bei den Feierlichkeiten vor Ort und beschrieb den Gästen ausführlich die Bedeutung, Wirkung und bauliche Umsetzung der Skulptur. „Die Höhe der Mauern macht klein und nachdenklich. Es entsteht ein Ort der Kontemplation und der Respektion, der in Zeiten großer gesellschaftlicher Verunsicherung aber nicht als Ort des Zweifelns, sondern als ein Ort der stillen Freude verstanden werden soll“, so der Architekt. Auch Ortsvorsteherin Kristina Wendt betont die Bedeutung dieses Bauwerks: „Menschen mit ihrem Glauben als höchstpersönliche Angelegenheit einen Raum der Stille und Einsamkeit in dieser Form und an diesem Platz anzubieten, ist etwas ganz Großartiges“, so Kristina Wendt

Für Bürgermeister Frederik Bewer ist die Realisierung der zwei Vorhaben eine deutliche Bekundung der Stadt Angermünde und seiner Bewohner, den ländlichen Raum ganz bewusst weiterzuentwickeln und selbst in kleinen Dörfern neue Orte zu schaffen. Darüber hinaus trägt es auch aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung: „Wenn wir uns begegnen, lernen wir uns kennen und wenn wir uns kennen lernen, haben wir auch eine Chance, uns wertzuschätzen“, so der Bürgermeister in seiner Rede. „Solche Orte einzuweihen und für die Bürger zu schaffen, ist nicht selbstverständlich. Und ich bin auch Stolz, in dem kleinen Wolletz ein Haus der Begegnung und einen Andachtsraum eröffnen zu können und damit zu zeigen, wofür Angermünde steht und welche Wege Angermünde gehen möchte – nämlich den Weg nach vorn, den Weg der Begegnung aber auch den Weg der Toleranz“, so Bewer weiter.

Ortsvorsteherin Kristina Wendt teilte ihn ihrem Redebeitrag mit, wie stolz und dankbar die Wolletzer sind, dass die beiden Bauprojekte fertiggestellt wurden und nun das ganze Dorfleben für die Bewohner, aber auch für die zahlreichen Gäste bereichern. „Wir haben ein großes Geschenk bekommen“, fasst sie in ihren Dankesworten zusammen. Besonders der Unternehmerfamilie Fiege, die die Grundstücke für die beiden Objekte zur Verfügung gestellt hat und Wolletz seit vielen Jahren auch finanziell unterstützt, dankte sie in ihrer Rede: „Für alles was war und was kommt, sind wir sehr sehr dankbar“, so Kristina Wendt an Familie Fiege gerichtet. Aber auch alle anderen Unterstützer, wie der Stadt Angermünde, den Engagierten im Ort, allen beteiligten Firmen und der Fördermittelstelle sprach sie großen Dank aus. „Ich glaube, dass diese beiden Gebäude mit ihrer Sinnhaftigkeit und ihrer Einzigartigkeit über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erregen werden und ein positives Beispiel sein werden für lokale und kommunale Gestaltung“, so die Ortsvorsteherin.

„Mit dem „Haus der Begegnung“ haben die ganzen Gruppen, die sich hier treffen, die Möglichkeit, sich gegenseitig zu ergänzen“, so Hugo Fiege. Hintergrund ist eine besondere Situation in Wolletz: In dem kleinen Ort leben rund 110 Einwohner, alteingesessene und zugezogene. Durch die ansässige GLG Fachklinik Wolletzsee, eine Reha-Klinik in den Bereichen der Kardiologie, Angiologie, Neurologie und der neurologischen Frührehabilitation sowie seiner Lage am Radfernweg Berlin-Usedom ist Wolletz stets ein „Treffpunkt“ für viele Gäste und Durchreisende. Während der Flüchtlingskrise beherbergte Wolletz darüber hinaus bis zu 50 Geflüchtete aus verschiedenen Nationen. Durch eine gut organisierte Sozialarbeit und einer gelebten Gemeinschaft konnte in Wolletz den Bedürfnissen der Menschen vor Ort ohne größere Konflikte und mit einer gut funktionierenden Integration nachgegangen werden. Diese Erfahrungen werden durch alle Beteiligten rückblickend sehr wertgeschätzt. Alle sind motiviert, daran anzuknüpfen. „Mit dem Haus der Begegnung haben wir einen Ort erhalten, in dem wir nach Herzenslust Gemeinschaft erleben können. Lasst es uns auch tun“, richtet sich die Ortsvorsteherin an alle Menschen im Ort.

Das „Haus der Begegnung“ wurde bereits im September 2021 fertiggestellt und schon für Veranstaltungen genutzt. Der „Raum der Stille“ ist seit Ende Oktober nutzbar. Die Baukosten für beide Bauprojekte betragen rund 375.000 Euro. Für die Inneneinrichtung wurden rund 12.500 Euro ausgegeben. Die Stadt Angermünde als Bauherr erhält rund 270.000 Euro Förderung im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum in Brandenburg und Berlin (Unterstützung für die lokale Entwicklung LEADER).

Raum der Stille

In einer Zeit, in der auf der einen Seite eine feste religiöse und ethische Verankerung für die Bewohner einer Gemeinde sich mehr und mehr in einem Auflösungsprozess befindet und in der auf der anderen Seite unser Verhältnis und unser Verständnis zu Landschaft und Natur in Frage gestellt wird, scheint es naheliegend, unsere Beziehung zu den natürlichen Phänomenen unseres Daseins in der Nähe der Natur zu suchen. 

Die vorgeschlagene Positionierung einer raumbildenden, betretbaren Skulptur auf einer Lichtung mit Blick auf den See bietet dafür die idealen Voraussetzungen. Der plastische Körper ist als sich einschließende Raumsequenz konzipiert, die mit massiven Backsteinmauern einen Raum schützt, von dem aus der Betrachter den Blick in die Landschaft über den See allein und mit sich suchen kann.

Ähnlich der Erfahrung in einer zenbuddistischen Teehütte oder in einer eremitschen Zelle werden die Phänomene der Natur über den abstrakten, abgrenzenden Rahmen eines umschlossenen Raumes tiefer erfahrbar. Die Lichtreflexionen der Sonne auf der gemauerten horizontal gegliederten Wand, der sich wandelnde Wolkenhimmel, die Geräusche der Blätter im Wind, der Weg führt hin zu einem Ort der Stille und Transzendenz. 

Text:  Prof. Heike Hanada
Gestiftet von: Stadt Angermünde mit Unterstützung der Familie Fiege, 2021 Architekt: Jan Kleihues, Kleihues + Kleihues